In der Mitte des Landrückens, zwischen Rhön und Vogelsberg liegt am Nordhang die Gemeinde Wallroth. Wallroth ist ein typisches Straßendorf. Es zieht sich im oberen Quellgebiet der Fliede in etwa zwei Kilometer Länge bis fast hinauf zum „Hirzfeld“ und dem „Knöschen“, der höchsten Erhebung ( 465m ) des Landrückens. Hier verläuft die Wasserscheide zwischen Rhein und Weser.

Von dem Hochplateau des „Hirzfeldes“ aus genießt man bei schönem Wetter eine wunderbare Aussicht auf den Vogelsberg, die Wälder des Spessarts bis hin zum blauen Feldberg im Taunus. Auf der entgegengesetzten Seite bietet das Panorama der Rhönberge eine eindrucksvolle und malerische Kulisse.

Obwohl die erste namentliche Nennung der Gemeinde erst 1167 erfolgte, dürfte die Ortsgründung einige Jahrhunderte früher liegen. Grenzt das Dorf doch an den Schnittpunkt zweier alter Straßen, nämlich des schon zu Bonifatius Zeiten bekannten alten Königsweges von Thüringen nach Mainz, später auch Reichsstraße genannt, und eines über den Vogelberg verlaufenden Höhenweges nach Neustadt an der Saale. Wir finden daher hier Spuren menschlicher Besiedlung sowohl aus der Stein-als auch der Bronzezeit. Es wurden im „Knöschen“ 1922 ein steinernes Messer und 1948 eine Steinaxt gefunden (etwa 3000 v. Christus). Ferner entdeckte ein aufmerksamer Landwirt (Albert Fehl – „Fuße“) 1957 beim Pflügen auf dem Melmessteinacker eine Bronzespirale, vermutlich Bruchstück eines Fuß- oder Armringes ( 1600 bis 1000 vor Christus), die alle im Magazin des Bergwinkelmuseums aufbewahrt werden.

In der Bestandsaufnahme des Würzburger Bischofs Herold von Würzburg 1167, auf die das über 800 jährige Bestehen der Ortschaft zurückgeht, wird Wallroth unter dem Namen „Wesilhilderode“ bei den Orten, die keine Kirche haben, aufgezählt. Der damalige Name „Wesilhilderode“ lässt darauf schließen, dass das Dorf nach dem ersten Siedler Wesilhild benannt worden ist, was im allgemeinen fränkischen Geflogenheiten entspricht.

Es ist bekannt, dass zur zeit der Klostergründung Fuldas das umliegende Gebiet noch von großen unwegsamen Buchenwäldern bedeckt (daher Buchonien) und nur von ganz vereinzelt wohnenden sogenannten Waldbauern besiedelt war. Erst danach wurde mit der Rodung von Unland und Wäldern begonnen. Wallroth bzw. Wesilhilderode gehörte zwar nicht zum Besitz des Klosters Fulda bzw. Bistum Mainz, sondern zum Bistum Würzburg . Das schließt aber nicht aus, dass die Ortsgründung von Wesilhilderode dennoch in dieser Zeit , etwa 750 n. Chr., zurückfällt und das die Besiedlung von Norden her erfolgte., wofür gewisse dörfliche Eigenheiten sprechen. Natürlich ist es denkbar, dass einzelne Siedler schon früher ansässig waren. Heimatforscher nehmen an, dass sich Weselrode, wie es später genannt wird, aus drei größeren Einzelhöfen entwickelte, die allmählich in die heutigen Ortsteile Ober-, Unter- und Mühldorf aufgingen. Für diese Annahme spricht die noch bis in die Neuzeit erkennbare räumliche Trennung der drei Ortteile am sog. „Hühnerkropf“ und der „Baumschule“.

Bis in das 15. Jahrhundert wechselte der Ortsnamen entweder als Folge der Mundart oder bei den Urkunden vielleicht auch als Folge fehlerhafter Schreibweise. So findet sich die Bezeichnung Weselrode ( 1303 ), Weselderode ( 1331 ), Weselnrode ( 1387 ) und schließlich Walrode ( 1481 ). Aus der Tatsache , dass der Name Weselrode nach der Verwendung der Bezeichnung Wallroth verschwand, schließen die Geschichtsforscher, dass Wesilhilderode/Weselrode mit Wallroth identisch ist.

Der Volksmund behauptet allerdings auch, dass der Name Wallroth aus Wallfahrtsrode nach der Neubesiedlung im 15. Jahrhundert, 1447 wird der Ort wüst genannt, entstanden ist. Im Dialekt wird bekanntlich wallfahrten mit „wallen“ bezeichnet. Es gibt aber keine geschichtlichen Beweise dafür. Lediglich die bisher ungeklärte Geschichte der Flurbezeichnungen „wüste Kirche“, „Gottesacker“, Gottwiese“, „Heiligenacker“, „Heiligenweg“, „Heiligenbrunnen“ können Anhaltspunkte in dieser Richtung bieten. Der Heimatforscher Hans Möller aus Wallroth fand im Archiv zu Marburg den Hinweis auf ein „Confotut, Abts Petri Bericht, wegen des Dorfes Wallroth, so ein Abt aufgebauet“. Die zugehörigen Akten waren jedoch seinerzeit bei der Einstellung ( 1802 ) nicht separiert worden und konnten daher, trotz intensiver Suche, nicht gefunden werden. Möglicherweise hätte dieser Bericht nicht nur über die neue Namensgebung Wallroth, sondern auch über andere nicht bekannte Daten des Mittelalters vor dem „Wüstwerden“ wertvollen Aufschluss gegeben.