Das Wappen von Wallroth

Wallroth ist eine der wenigen Landgemeinden in Hessen, die ein eigenes Wappen führt. Das Wappen wurde am 18. November 1939 von dem damaligen Oberpräsidenten der Provinz Hessen-Nassau, Philipp Prinz von Hessen, verliehen und ist im Hessischen Wappenbuch unter lfd. Nr. 143 aufgeführt (Bild 1). Es zeigt auf silbernem Grund einen blauen Ring in Göbelform, mit drei rotbrennenden Fackeln bestückt, die sich wie ein Sonnenrad drehen (Bild 2).

Die drei brennenden Fackeln versinnbildlichen die drei Ortsteile Oberdorf, Unterdorf und Mühldorf. Ihre Verbindung durch einen festen Ring soll Zusammengehörigkeit und Gemeinschaft der Einwohner bezeugen. Das Motiv der brennenden Fackeln im Sonnenrad geht auf einen alten Brauch aus germanischer Zeit zurück, der sich bis in unsere Tage hinein erhalten hat.

Bis vor wenigen Jahren zogen die Kinder mit ihren Eltern und Großeltern am „Hutzelsonntag, dem Sonntag nach Fastnacht, mit langen Strohwischen auf eine Wiese. Man nannte diese Strohwische „Hoarädchen“ (Hagel- oder Höhenrädchen). Sie wurden hergestellt aus einer Bohnenstange, um deren Ende Stroh gewickelt wurde. Die Oberdörfer gingen damit auf die „Hofwiese“, die Unterdörfer auf die „Hauswiese“ und die Mühldörfer auf den „Weizenberg“. Bei hereinbrechen der Dunkelheit wurden die „Hoarädchen“ angesteckt und im Kreise geschwungen. In der Vorzeit wurden statt der Hoarädchen Höhenfeuer angezündet, so wie es heute wieder Brauch ist (beim Schützenhaus). Auch hat man Räder mit Stroh umwickelt, angezündet und den Berg hinunter rollen lassen. Wenn das Feuer fast am erlöschen war, wurde ein Stück Holz aus dem feuer herausgezogen und mit nach Hause genommen. Hier wurde das bisherige Herdfeuer gelöscht und von dem mitgebrachten brennenden Span ein neues Feuer angezündet. Nach den vorchristlichen Glauben sollte durch neues Licht neues Leben in Haus und Feld kommen. Heimatforscher, die „Hoarädchen“ mit Hagelrädchen übersetzen, berichten, dass die Zuschauer ursprünglich beim Rollen der brennenden Räder gerufen hätten: „Über mein Land auch!“, weil sie glaubten, dass die so überrollten Felder von Hagel geschützt seien. In Wallroth war früher ein Spruch üblich: „Ber niet steuert zum Hoarad, dem soll der Hanf on der Floaß niet geroat.“

Bernd Ullrich, Schlüchtern-Wallroth im Januar 2007