Kommission von „Unser Dorf hat Zukunft“ bereist Schlüchterner Stadtteil
Die Kommission und der Ortsbeirat liefen zur Schlussbesprechung im prall gefüllten Wallrother Bauerngarten ein. Foto: Rolf Eckart
Da hat das Straßendorf aber mächtig aufgefahren: Wallroth hat sich um den Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ beworben. Jetzt kamen eine 8-köpfige Jury sowie Schlüchterns Erster Stadtrat Reinhold Baier vorbei, um sich zeigen zu lassen, was in Wallroth so alles los ist – sie staunten einige Male.
Der Wallrother sei wie der Wellblooe, erklärte Moderator Jörn Hagemann der Kommission: „Rau und hart, aber wenn man drüber streichelt, wird er ganz zart.“ Der sogenannte Wellblooe ist ein in Wallroth häufig vorkommender Basaltstein, wild und blau, daher Wellblooe.
Und genauso präsentierten sich die Bewohnerinnen und Bewohner an jeder Ecke. Los ging es für die Kommission am Ortseingang, wo Eckart-Hydraulik-Geschäftsführer Markus Eckart einen Überblick und Zahlen zum Industriegebiet lieferte. Dass die Jury anschließend mit dem Faschingswagen des Wallrother Carneval Clubs durch den Ort chauffiert wurde, sorgte für großes Erstaunen: Die zahlreichen Karnevalisten machten ordentlich Tamtam, und die Konfettikanone färbte den Himmel für kurze Zeit bunt.
Mitgewirkt hatten an diesem Tag nahezu alle Vereine und etliche Unternehmen: Die Landfrauen buken den traditionellen Blechkuchen, Firma C. Huhn pflegte eine Insel, die Helfer vor Ort probten eine Reanimation, für den Fußballverein Teutonia Wallroth kickten einige Spieler der Jugendspielgemeinschaft JSG Distelrasen auf einer Wiese, Tanja und Heiko Stoll präsentierten ihren Hofladen, Familie Larbig den Ferienbauernhof, Maike Klüh und Nico Bensing erklärten, wie sie ihre Gebäude mithilfe des Dorfentwicklungsprogramms gebaut haben, der Taubenverein ließ ein paar Tauben fliegen, der Gospelchor New Spirit und Dennis Korn begrüßten mit pfiffigen Songs in der Kirche, Pfarrer Eisenbach hielt eine Predigt über ineinander greifende Zahnräder, die freiwillige Feuerwehr bereitete einen Löscheinsatz vor, im Landgasthof Druschel gab es sommerliche Getränke, Dunja und Jürgen Fehl zeigten ihren „Fuße Hof“, einen Jahrhunderte alten Bauernhof, der ohne jegliche Förderung in den vergangenen 20 Jahren unter Verwendung ortstypischer Materialien umfassend denkmalgerecht saniert wurde, aus einem der drei noch immer funktionierenden Backhäuser wurde Pizza gereicht, und im Wabenhonighaus erklärte Michael Sperzel, wie besonders der Wallrother Honig ist. Ortsvorsteher Maik Basermann schnappte sich außerdem ein Kommissionsmitglied, um die umliegenden Grünflächen und weitere schöne Plätze zu zeigen – wie den Vereinigungsplatz, den Wilden Stein, die Blicke in Rhön und Taunus sowie ehemalige Mühlen.
Die Jury setzte sich aus etlichen Experten zusammen: Hagen Hühn von der Abteilung Entwicklung ländlicher Raum im Main-Kinzig-Kreis, Helmut Ruppel von der Ehrenamtsagentur Jossgrund, Architekt und Diplom-Ingenieur Christoph Kiefer, Axel Marburg, Leiter des Fachbereichs Bauverwaltung der Stadt Hatzfeld, Diplom-Agraringenieurin Sabine Brandes, Gärtnermeister Gerhard Hruby sowie Sebastian Holtz, Diplom-Ingenieur vom Amt für den ländlichen Raum im Hochtaunuskreis. Sigrid Göbel, Diplom-Ingenieurin Landespflege, leitete die Kommission.
Die Schlussbesprechung fand im Wallrother Bauerngarten statt. Dort empfingen locker 100 Wallrotherinnen und Wallrother die Kommission. Der Schützenverein bot Bogenschießen an, und die Festzeltmusikanten gaben einige Stücke zum Besten.
Die Jury zeigte sich sehr angetan. Kommissionsleiterin Sigrid Göbel fasste bei der Schlussbesprechung im Wallrother Bauerngarten zusammen: „Es ist toll, was Sie hier in der Kürze der Zeit auf die Beine gestellt haben. Ich habe viel Liebe zum Detail entdeckt und eine Dorfgemeinschaft gesehen, die aktiv ist und zusammenhält.“ Tiefere Einblicke in die Gesamtbetrachtung gab es von den acht Experten dann aber nicht. Das Ergebnis des Regionalentscheids soll Ende Mai bekanntgegeben werden. Dem Sieger winken 5000 Euro, die beiden Erstplatzierten ziehen in den Landesentscheid ein.
Bewertet wird nach den folgenden Kriterien: Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen, Soziales Engagement und kulturelle Aktivitäten, Baugestaltung und Siedlungsentwicklung, Grüngestaltung im Dorf und der Bezug zur Landschaft sowie eine Gesamtbetrachtung.
Wenn es jedenfalls nach dem Ersten Stadtrat Reinhold Baier geht, dürfte Wallroth ziemlich gut abschneiden: „80 Prozent meiner Arbeit bestehen aus langweiligen Terminen, bei 19 Prozent geht es um interessante, aber schwierige Themen, und bei einem Prozent macht es so richtig Spaß. Ich befürchte, dass ich dieses eine Prozent heute verbraucht habe. Fantastisch, was der Ortsbeirat und alle Wallrotherinnen und Wallrother hier auf die Beine gestellt haben.“